Präzise dosiertes Anwenderwissen - ein Unternehmensportrait über Beinlich
Wenn es um spezifische und nicht alltägliche Dosier- und Förderaufgaben geht, ist Beinlich mit seiner Anwendungsexpertise ein gefragter Pumpenhersteller. Durch jahrelange Erfahrung kann das Unternehmen eine optimale Beratung anbieten. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden ermöglicht zudem die Weiterentwicklung von Projekten oder die Neueinführung von Produkten. Wie Beinlich es geschafft hat, mit seinem Portfolio einen Nischenmarkt zu besetzen und zu behaupten, wurde in der Fachzeitschrift Pumpe DE ausführlich beleuchtet.
Wenn Beinlich bei einer Ausschreibung mit im Topf ist, signalisiert das den Wettbewerbern: „Es wird kompliziert.“ Nicht weil das Unternehmen eine aggressive Angebotsstrategie hätte, sondern weil dessen Pumpensysteme vor allem dann gefragt sind, wenn es um nicht alltägliche Aufgaben geht.
Der Pumpenspezialist Beinlich kommt als Spezialanbieter zum Beispiel bei hohen Drücken, ungewöhnlicher Viskosität oder Feststoffgehalten zum Zug. Problemstellungen, für die andere Hersteller nicht aus dem Stegreif Lösungen zusagen können. Doch wie konnte sich das Traditionsunternehmen überhaupt zum Experten für Sonderlösungen entwickeln? Schon als Unternehmensgründer Günther Beinlich 1951 in Velbert die ersten Pumpen baute, machte er etwas entscheidend anders als die Marktbegleiter: Während sich fast alle Hersteller auf einen Bereich konzentrierten, waren die Außenzahnradpumpen der ersten Generation sowohl für Schmieröl- als auch für Hydraulik-Anwendungen geeignet. Mit den Jahren wurde die Konstruktion so angepasst, dass die Produkte auch als Befüll- und Förderpumpen eingesetzt werden konnten, aber im Grunde blieb Beinlich lange ein Industriepumpen-Produzent für den klassischen Maschinen- und Anlagenbau dieser Zeit.
Ein „schicksalhaftes“ Projekt
Den ersten entscheidenden Schritt zum Sonderpumpen-Hersteller machte die Firma mit einem Projekt Anfang der 70er Jahre: „In Bergwerken wurden spezielle Pumpenaggregate zum Versprühen von Polyol-Isocyanat – also PU-Kunstharz – benötigt“, erzählt Luigi de Luca, heute Prokurist des Unternehmens. Durch diese Erfahrungen mit einem neuen Medium hatten die Techniker wichtiges Materialwissen erlangt, das die Entwicklung des Unternehmens in den Folgejahren entscheidend prägte. Die Dynamik ging aber mit den 80er und 90er Jahren noch in andere Richtungen weiter: Um leisere Anwendungen zu ermöglichen, wurde eine Innenzahnradpumpe entwickelt; für die Lasthaltung in größeren hydraulischen Systemen kamen selbstentwickelte Radialkolbenpumpen zum Einsatz; die eigene Außenzahnradpumpe wurde zur Druckaufbau- oder Boosterpumpe weiterentwickelt. Bei all diesen neuen Produkten orientierte sich das Unternehmen stets an großen Spezialanbietern. Beinlich war aber zu klein, um ernsthafter Wettbewerber zu sein und manchmal sogar Kunde der Spezialisten – und es ging dem Unternehmen nie ums „Abkupfern“, sondern um das Weiterentwickeln von Wissen oder die Nutzung von Teilbereichen einer Technologie. So entstanden über die Jahre breit gefächerte Pumpenkenntnisse, die inzwischen das Fundament des Unternehmens darstellen.
Anwenderwissen ist Schlüssel zum Erfolg
„Ein Kunde benötigte zur Versiegelung von elektronischen Bauteilen eine Pumpe für Methylacrylat, ein Fluid, das durch die Wärme der Lagerreibung schnell auskristallisiert und die Gleitlager blockieren kann. Gemeinsam mit dem Kunden haben wir dann nach und nach eine Pumpe mit gekapseltem Lager entwickelt“, berichtet de Luca. „Daraus ist am Ende unser Serienmodell DARTec® entstanden.“ Bei anderen Entwicklungen kommt die Initialzündung aus dem Unternehmen heraus. So etwa bei der VISCO.pump®, einer hochpräzisen Exzenterschneckenpumpe. „Diese Pumpentechnik hatten wir noch nicht im Portfolio. Wir wollten aber eine Pumpe anbieten, die weniger Stress für anfällige Fluide bedeutet, einen konstanten Austrag liefert und ohne Dosierventil auskommt.“ Mit dieser vierten Verdrängerpumpenvariante rundet der Hersteller sein Produktportfolio ab – und für die nächsten Jahre sind weitere Neuerungen geplant. Die Idee, mit Produktentwicklungen Märkte zu erschließen, birgt zwar gewisse Risiken, aber bei Beinlich gibt es eine ziemlich gute Gegenrechnung: „80 % unserer Projekte basieren auf Anwenderwissen. Wir kennen die Eigenschaften unserer Pumpen in den meisten Kundensystemen. Wir kennen das Verhalten einer Vielzahl von Fluiden bei unterschiedlichsten Umgebungsbedingungen. Und was wir nicht kennen, wird neues Anwenderwissen.“
Offen für alles
Regelmäßig bildet Beinlich in allen wichtigen Disziplinen Nachwuchs aus. Die Azubis und Studenten können auf vorhandenes Wissen aufbauen, es konsequent weiterentwickeln und bei immer neuen Kundenanforderungen anwenden. Viele bleiben dem Unternehmen lange erhalten. „30 Jahre Betriebszugehörigkeit ist bei uns keine Seltenheit“, so de Luca, der selber seit 1999 für das Unternehmen arbeitet und damit den zweiten entscheidenden Schritt in der Entwicklung miterlebt und mitgestaltet hat: Ende der 90er Jahre zog Beinlich Pumpen nämlich nach Gevelsberg um und wurde Teil der Echterhage Holding. Aus dieser Verbindung mit VSE, DST, HBE und Oleotec entstanden in den Folgejahren verschiedenste neue Produktideen und Anwendungen. Vor allem der Blick über den Tellerrand der klassischen Industriebranchen tat seine Wirkung. Denn neue Aufträge aus Lebensmittel-, Kosmetik- oder Elektronikbranche forderten das Materialwissen und die Ideen der Techniker ein ums andere Mal.